Eine Frage der Definition

     Vier Räder, zwei Sitze, ein Dach oder auch nicht, ein Lenkrad, zwei Türen, ein Triebwerk - ist das ein Sportwagen? Nicht unbedingt. Aber was ist ein Sportwagen?

     Heute sind die Grenzen zwischen normale Autos, Sportcoupes, Sportwagen und Supersportwagen recht nah beieinander. Die Grenzen fließen ineinander zusammen, so das man bestimmte Fahrzeuge fast nicht mehr genau zuordnen kann. Früher war das anders.

     Früher konnte man anhand weniger Merkmale einen Sportwagen oder einen Supersportwagen von gewöhnlichen Fahrzeugen unterscheiden. Ein klasischer Sportwagen hatte den Antrieb vorn und übertrug seine Kraft auf die Hinterräder. Später kamen Fahrzeuge mit einem Triebwerk im Heck und angetriebener Hinterachse, z.B. Porsche 911, oder Fahrzeuge mit Allrad-Antrieb, z.B. Lancia Delta Integrale. Auch Mittelmotorlösungen gabs. Alle hatten eine deutlich höhere Leistung gegenüber normale Fahrzeuge und wurden fast ausschließlich als Coupes gebaut.

Wieso diese Frage

     Und hier kommen wir zur Frage, ist die Supra ein Sportwagen oder nicht? Und was ist dann die Celica? Wieso diese Frage? Nun als ich mal im Toyota-Forum ein Treffen japanischer (Super)-Sportwagen organisieren wollte, entbrannte ein heftiger Streit was nun ein Sportwagen sei. Es kamen Leute an und wollten mir verklickern das eine Celica oder ein MR2 auch oder eher Sportwagen als die MkIII Supra seien. Ich ging aber dabei allgemein davon aus das nur die Spitzenprodukte japanischer Hersteller sich auch als Supersportwagen schimpfen können, dabei z.B. die Supra, 300ZX, NSX, 3000GT oder der Skyline. Dabei sollte die Generation egal sein, denn allein schon die Entwicklungsgeschichte dieser Sportler wäre recht interessant. Die Tatsache das ich bei diesen Fahrzeuge von japanischen Supersportler spreche, sollten gerade diese Leute besser als Kompliment auffassen, denn so bleibt der Begriff Sportwagen für die Celica und MR2 übrig. Also wenn ich sagen würde daß die Supra ein Sportwagen ist, dann können die anderen zwei keine Sportwagen sein, denn es ist eindeutig das es sich hier um verschiedene Kategorien von Fahrzeuge handelt. Aber machen wir erstmal ein kleinen Vergleich bevor wir zum Forum zurückkehren. Ich gehe bei diesem Vergleich von den Jahren 1982, 1987 und 1993 aus, habe nicht die Zeit alle Jahre in der die Supra produziert wurde zu vergleichen. Ich denke aber das dies die wichtigsten Jahre in der Supra-Geschichte sind, die Jahre in denen die Generationen wechselten.

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1982 MkII MA61 Celica Supra Generation II

     Vergleichen wir das Model Celica Supra MkII im Jahre 1982 gegenüber anderer Sportwagen. Die zweite Generation der Supra, die Celica Supra, unterschied sich durch Motorisierung, Bremsanlage, Fahrwerk und andere technischen Details erheblich von den anderen Celica’s seiner Zeit. Nicht umsonst wurde daraus die Supra-Modelreihe. Es war ein 170 PS 6-Zylinder-Triebwerk vorn längst eingebaut, rundum wurden Bremsscheiben eingesetzt, auch die Karosserie wurde in Details geändert. Dies sind eindeutige Merkmale die die Celica ansich so nicht gehabt hat. Es muß sich also um Fahrzeuge unterschiedlicher Kategorien handeln, denn der Leistungs-unterschied zu der Celica war nicht gerade klein (2 Liter Celica - 120 PS). 1982 waren folgende mit dem Celica-Supra vergleichbare Fahrzeuge auf dem deutschen Markt:

BMW 635 Csi (220 PS)
Lancia Rally (205 PS)
Pontiac Firebird (204 PS)
Porsche 911 SC (204 PS)
BMW 633 Csi (200 PS)
Audi Quatro (200 PS)
Chevrolet Corvette (195 PS)
Ford Capri (188 PS)
BMW 630 Cs (185 PS)
Mitsubishi Starion (180 PS)
Opel Monza (180 PS)
Porsche 924 (177 PS)
Lotus Esprit (174 PS)
Toyota Celica Supra (170 PS)
Chevrolet Camaro Z28 (167 PS)
Porsche 944 (160 PS)
Alfa Romeo GTV (160 PS)
Renault Alpine A310 (150 PS)
Datsun (Nissan) 280ZX (150 PS)

 Lotus Esprit  Lancia Rally  Porsche 944

     Hierbei befindet sich die Celica Supra etwa im unteren Drittel dieser Sportwagen. Die Angaben beziehen sich immer auf das stärkste Model das in dem Jahr gebaut wurde. Die meisten dieser Fahrzeuge haben die klassischen Merkmale eines Sportwagens: Motor vorn längst, Heckantrieb und die Bauform eines Coupes. Dazu technische Neuerungen aus dem Motorsport. Das es sich bei einem Porsche 911 oder 944, eine Chevrolet Corvette und ein Lotus Esprit um Sportwagen handelt, sollte jeder einsehen. Und mit diesen Fahrzeuge kann die Celica Supra mithalten. Vielleicht nicht mit Preis, Prestige und Luxus, doch rein technisch schon. Die Celica Supra wurde in Testberichten von Autozeitschriften meistens mit dem Porsche 944 verglichen.

     Jetzt werden einige sagen, der Monza und der Capri waren keine Sportwagen sondern nur Sport-Coupes! Stimmt nicht ganz, diese Fahrzeuge gabs mit sehr starken Motoren. Die normale Versionen waren nur Sport-Coupes, so wie die normale Celica. Die Celica-Supra gehört aber wie die stärksten Versionen des Capri und des Monza in einer anderen Liga. Es sind Sportwagen.

1987 MkIII MA70 Supra Turbo Generation III

     Vergleichen wir nun die dritte und wichtigste Supra Generation: die MA70 auch MkIII genannt. Diese Generation kam 1986 auf dem Markt mit einem 204 PS starken Non-Turbo-Motor. Ein Jahr später, 1987 schiebt Toyota die Turboversion mit 235 PS nach. Die Konkurrenz im Jahre 1987 sieht so aus:

Ferarri 412 (340 PS)
Porsche 928 (320 PS)
Audi Quatro Sport (300 PS)
Porsche 911 Turbo (300 PS)
Jaguar XS-S (295 PS)
BMW M 635 Csi (286 PS)
Ferarri 328 und Mondial (270 PS)
Lamborghini Jalpa (255 PS)
Porsche 944 (250 PS)
Toyota Supra (235 PS)
Chevrolet Corvette (234 PS)
Pontiac Firebird TransAm (232 PS)
Nissan 300ZX (228 PS)
Chevrolet Camaro IROC-Z (223 PS)
BMW 635 Csi (220 PS)
Porsche Carerra (217 PS)
Lotus Esprit (215 PS)
Audi Quatro (200 PS)
Mazda RX-7 (200 PS)
Renault Alpine V6 (200 PS)
Lotus Excel (182 PS)

 Porsche 911 Turbo  Audi Quatro (Sport)  BMW 635 Csi

     Die Supra MkIII ist bei dieser Konkurrenz in der Mitte zu suchen. Im direkten Vergleich zu der Konkurrenz aus Japan ist sie ganz vorn dabei.

     Zum vergleich hier die Werte der Celica und MR2 1987:
Celica 1998 ccm / 4 Zyl (Turbo) mit 185 PS, MR2 ohne Kat 1587 ccm / 4 Zyl mit 124 PS. Also muß ich hier leider feststellen das wieder Celica und MR2 nur sportliche Coupes oder Sportcoupes sind, mehr aber auch nicht. Dagegen sehen wir die Konkurrenz der Supra, und da finden wir definitiv mehrere Sportwagen mit gleicher Leistung, gleiches Gewicht und gleiche Merkmale eines Sportwagens.

1982 Super-Sportwagen

     Folgende Fahrzeuge die 1982 gebaut wurden kann man aus damaligen Gesichtspunkten als Supersportwagen bezeichnen:

Aston Martin V8 Vantage (431 PS)
Lamborghini Countach (373 PS)
DeTomasso Pantera (360 PS)
Ferarri BB 512 (360 PS)
Ferarri 400 (340 PS)
Maserati Khamsin (320 PS)
Porsche 928 (300 PS)
Jaguar XJ-S (299 PS)
BMW M1 (277 PS)
Lamborghini Jalpa (255 PS)
Ferarri 308 und Mondial(240 PS)

 Maserati Khamsin  BMW M1

     Somit muß man feststellen das sich bei der Celica Supra MkII nicht um ein Sport-Coupe handelt, sondern um ein Sportwagen. Bei den gewöhnlichen Celica’s kann man von sportlichen Coupes oder Sport-Coupes reden.

1994 Super-Sportwagen

     Die Supersportwagen die 1994 gebaut werden sind diese:

Bugatti EB-110 (560 und 620 PS)
Aston Martin V8 Vantage (550 PS)
Jaguar XJ-220 (549 PS)
Lamborghini Diablo (530 PS)

Bugatti EB-110

     Letztere sind eindeutig Supersportwagen, es gibt noch einige weitere, die aber hier nicht von Interesse sind.

1993 MkIV JZA80 Supra Twin-Turbo Generation IV

     1993 kommt die MkIV auf dem Markt. Ein 6 Zylindertriebwerk mit 330 PS treibt diese Supra-Generation an. Wir vergleichen jetzt die Supra MkIV im Jahre 1993 mit der Konkurrenz. Dabei stellen wir fest das sich diese Sportwagen in Produktion befanden:

Ferrari 456 GT (442 PS)
Ferrari 512 (440 PS)
Chrysler Viper (420 PS)
BMW 850 Csi (380 PS)
Porsche 928 (350 PS)
Aston Martin V8 (350 PS)
Aston Martin DB7 (335 PS)
Toyota Supra TT (330 PS)
Maserati Barchetta (330 PS)
Isdera Imperator (330 PS)
Maserati Shamal (326 PS)
BMW 850 Ci (326 PS)
Jaguar XS-S (309 PS)
Porsche 968 (305 PS)
Lotus Esprit (304 PS)
Chevrolet Corvette (304 PS)
BMW 840 Ci (286 PS)
Mitsubishi 3000 GT (286 PS)
Porsche 911 Carrera (285 PS)
Maserati Ghibli (284 PS)
Nissan 300 ZX (283 PS)
Honda NSX (276 PS)
Pontiac Firebird TransAm (269 PS)
DeTomasso Pantera (250 PS)

 Porsche 968  Mitsubishi 3000 GT  Maserati Shamal  Chrysler (Dodge) Viper GT

     1994 gibt’s eine Turbo-Version der Celica (242 PS) und des MR2 (225 PS). Diese Werte reichen höchstens für den Mazda RX-7 von `94 mit 239 PS, welcher sich in der Liste oben nicht findet. Natürlich ist da auch die alternde MkIII Supra mit dem höheren Gewicht unterlegen. Die MkIV kann locker mit der Konkurrenz mithalten, wenn man bedenkt das mit kleinen Veränderungen der Ladedruck erhöht und somit die Leistung nochmal gesteigert werden kann, so reiht sich die Supra neben den Ferarris ein.

1987 Super-Sportwagen

     Wie auch im Jahre 1982, gibt’s auch 1987 mehrere Supersportwagen in Produktion, welche diese wären:

Lamborghini Countach (465 PS)
Porsche 959 (450 PS)
Aston Martin V8 Vantage (431 PS)
Ferarri GTO (400 PS)
Ferarri Testarossa (390 PS)
DeTomasso Pantera (360 PS)

Ferarri GTO
Definition Super-Sportwagen

     Nun gehen wir zum Begriff Supersportwagen über, das aber nur auf Japan bezogen. Was ist ein japanischer Supersportwagen, was ist ein japanischer Sportwagen und was ist ein japanisches Sportcoupe?

     Wir kennen Toyota, Mazda, Subaru, Honda, Mitsubishi, Suzuki und Nissan als japanische Automobilhersteller. Dazu kommen noch Tuner wie Tom’s welche Sonderserien und Eigenentwicklungen bauen. Welche Modelle unter diesen Hersteller sind Sportwagen und welche Supersportwagen?

     Es gibt zwei großen Rivalen in Japan, die Toyota Supra und der Nissan Skyline. Bereits Ende der 70er konkurrieren diese beide Sportwagen um die Gunst der Autofahrer. Es gibt auch ein dritten Konkurrenten den Datsun 240/280 ZX. Nissan kauft Datsun Anfang der 80er Jahre, setzt aber die Modelserie neben dem Skyline als 300ZX fort. Der Skyline war früher eher eine starke Limousine, mit den Jahren entwickelte er sich zum Sportwagen in Coupe-Form. Erst Anfang der 90er Jahre kommen Honda mit dem NSX, Mazda mit dem RX7, Subaru mit dem Imprezza und Mitsubishi mit dem GTO/3000GT auf dem Markt um auch echte Sportwagen anzubieten. Den RX7 gabs schon länger, war aber stark untermotorisiert.

     Wenn man sich das so anschaut, so sind diese Spitzenprodukte der japanischen Autohersteller nichts anderes als „japanische Supersportwagen“. Natürlich hat daß das Forum nicht verstanden, ich hoffe jetzt aufklären zu können. Klar sind diese Fahrzeuge nicht konkurrenzfähig mit Supersportwagen der Marke Aston Martin, Bugatti oder Lamborghini, ohne extrem getunt worden zu sein. Doch für den japanischen Markt alleine betrachtet sind sie das was für den Europäer Supersportwagen der Marke Ferarri sind.

Begriff Nonsportscar

     Japanische Sportwagen dagegen können sich z.B. die Celica GT-Four und MR2 Turbo schimpfen, alles schwächere sind nur noch japanische Sportcoupes wie z.B. den Paseo. So gesehen ist der Paseo in Europa kein Sportcoupe sondern ein ganz gewöhnliches Coupe, während die Celica ein Sportcoupe ist.

     Bei der Diskussion im Forum entstand irgendwann der Begriff -Nonsportscar-. Celi- und MR2-Driver benutzten den Begriff zuerst für Ihre Autos rein spöttisch. Inzwischen benutzt jeder den Begriff. Der Celi-Driver meint damit das die Celi doch ein Sportwagen ist, der Supra-Driver macht sich den Spaß damit zu meinen das die Supra auf gar keinen Fall ein Sportwagen ist. Alles rein ironisch natürlich.

     Alles eine Sache der Definition. Und diese besagt - Supra -> Sportwagen , Celica/MR2 -> kein Sportwagen.      @all die das nicht einsehen wollen -> mann sieht sich auf Everon!

     Mit liebe Grüße an alle Nonsportscar-Driver!